Ziele setzen, Ziele haben.

Warum sollten wir uns Ziele setzen?
Weil ein definiertes Ziel den Weg ebnet. Ob wir den Weg dann auch gehen, ist eine andere Frage. 

Hierbei ist entscheidend, ob unser Herz auch hinter diesem Ziel steht und somit das Ziel die Motivation selbst ist.
Manchmal aber spricht sich nur der Verstand für das Ziel aus und das Herz wehrt sich (noch) dagegen: wir WISSEN es eigentlich besser, wiegen uns aber lieber in vertrauter Sicherheit.

Im Falle der Essstörung haben wir es mit einer Hassliebe zu tun: Wir können nicht mit und auch nicht ohne sie. Der Verstand weiß, dass sie uns nicht guttut und doch nimmt die Essstörung den gewohnten Platz ein = vertraute Sicherheit. Trotzdem fühlen wir uns unsicher, unwohl, depressiv – ist es das, was dein Herz möchte? 

Vielleicht kennst du das: Du wirst der Essstörung gerecht, indem du zum Beispiel nichts isst und fühlst dich damit vermeintlich (und vor allem kurzfristig) gut, doch dieses Wohlbefinden ist ziemlich schnell wieder verflogen. Du fühlst dich vielleicht sogar schlechter als vorher – so war es oft bei mir der Fall.  Langfristig und beständig sind nur jene Gefühle, die aufrichtig dem Herzen entspringen und wenn wir tief in uns hinein fühlen, spüren wir vielleicht, dass wir mit der Essstörung eigentlich nicht glücklich sind.

Was es uns aktuell aber noch schwer macht, in die umsetzende Veränderung zu kommen, ist die Gewohnheit, die ungesunde Routine. Aber wenn wir ins Machen kommen, auch wenn wir anfangs gefühlt gegen uns anarbeiten, nehmen wir der Essstörung ihre Vorreiterrolle. Dann sind wir dabei, eine neue, gesunde Routine zu etablieren und das wird uns helfen, die Angst loszulassen, die sich früher oder später als unbegründet herausstellt: denn es passiert nichts!


Das „ins Machen kommen“ ist das Schwierige, deshalb kann es uns am Anfang helfen, wenn wir die rationalen, guten Gründe auflisten und uns täglich mit ihnen konfrontieren:

- indem wir ein Herztagebuch führen und die guten Gründe gleich vorne auf der ersten Seite festhalten.
- indem wir die guten Gründe visualisieren, beispielsweise in Form eines Plakates, was wir uns auf die Zimmertür kleben.
- in Form kleiner Zettel, die wir am Spiegel befestigen, in das wir täglich wohlwollend hineinblicken.

Diese guten Gründe, die wir da lesen, sind zweifelsohne richtig und wahr, weil es um unsere Gesundheit und unseren inneren Freiheit geht! Aber wie könnten die guten Gründe ausformuliert lauten? Fangen wir doch gemeinsam an, deine Liste zu schreiben:

  • Ich möchte heute dafür arbeiten, dass es mir auch morgen noch gut geht.
  • Ich möchte freie sein, um mein Leben so zu leben, wie ich es schon immer verdient habe und einst auch erleben konnte (wie damals als Kind) – das möchte ich wieder können.
  • Ich möchte mich gut um mich kümmern, denn mein Körper hat es verdient, dass ich gut zu ihm bin – denn er ist es auch zu mir.
  • Ich weiß nicht, wie es in mir drinnen aussieht, aber ich weiß, dass es mir nicht gut gehen kann, wenn ich mich so behandele, deshalb ändere ich etwas, weil ich nicht böse überrascht werden will.
  • Ich nehme mein Leben in die Hand – jetzt, wo ich es noch kann.

Lassen dich die geschriebenen Gründe kalt oder spürst du auch diese Sehnsucht danach?


Das ist deine innere Wahrheit! Und diese wird lauter und selbstverständlicher, wenn du ins Machen kommst und deinem gesunden Anteil den Raum gibst. Den Freiraum, der den aktuellen, abgestumpften Totraum endlich wieder mit Leben füllt.

Du kannst die Liste jetzt gerne für dich weiterführen und deine guten Gründe auflisten, warum sich deine Arbeit lohnen wird. Denn Fakt ist: Die Kraft und Zeit, die du in dich investierst, wird sich immer auszahlen. Im Falle der Essstörung sind die wunderbaren Aussichten manchmal erst nicht greifbar, weil wir alles Lebenswerte in uns und um uns herum erstickt haben – aber das kommt wieder. Genau deshalb habe auch ich mir immer gesagt:

Ich glaube an das Leben und früher oder später werde ich verstehen. Auch du wirst dich erinnern und wieder spüren lernen.“

Deshalb: Atme jetzt kurz einmal durch – in dein Herz hinein. Reiße gedanklich die Fenster auf und lass frischen Wind und Sonnenlicht jede Zelle deines Körpers durchströmen und mit Lebensenergie füllen. Lege deine Hände jetzt einmal auf dein Herz und schließe deine Augen… spürst du, wie es pocht? Spürst du, wie die Energie fließt und deine Hände warm werden? Lass diese Wärme weiter wandern, durch deinen ganzen Körper. Über die Brust, Richtung Arme und Hände. Über den Bauch, Richtung Beine und Füße.

Vielleicht hast du jetzt kurz beim Wort „Bauch“ gezuckt? Ja wohl, dein Bauch gehört zu dir und sollte nicht nur auf „dick“ oder „dünn“ reduziert sein. Dein Bauch ist wie dein ganzer Körper ein Wunderwerk. Und speziell in deinem Bauch kommt über das Essen wertvolle Lebensenergie an, die sich wie die Sonnenstrahlen mit Kraft und Liebe in deinem Körper verteilen. Begegne dir mit Wohlwollen und Liebe…

Nehme jetzt bitte mal beide Hände wieder von deinem Herzen und dich in den Arm. Schließe wieder die Augen und erinnere dich an eine schöne Szene aus der Kindheit. Ein Moment, der voller Lebensenergie, Freude und Leichtigkeit nur so trotzt:

…ein lautes Fangen spielen
…barfuß laufen auf dem Rasen
…ein platzender Luftballon, der dich zuerst erschreckt aber dann zum Lachen bringt
…der Besuch bei Oma und der Duft von warmem Pudding oder frisch gebackenen Keksen
… der Spaziergang mit Mama und Papa und der Eismann, der klingelnd auf sich aufmerksam macht und dir schon von weitem deine Kugel Eis in der Waffel schmackhaft macht
…lange Autofahrten und du bist gerade erst losgefahren, da fragst du, was ihr denn im Proviant-Korb zu essen dabeihabt
…der aufgeregte Kindergeburtstag und die 7 Kerzen auf dem bunten Kuchen, die du alle auf einmal schaffst, auszupusten. Du schließt die Augen und wünschst dir was… (wenn der Kuchen samt Kerze gerade nicht griffbereit ist, tut's eine Pusteblume auch ;)


Ziele können auch Wünsche sein und vielleicht ist das Ziel „gesund zu sein“ jetzt auch ein bisschen mehr dein Herzenswunsch geworden? Dein inneres Kind wird dir dafür danken und vielleicht spürst du, wie es sich genau in diesem Moment freut. Wie es zu dir aufschaut und lächelt. Du kannst heute Verantwortung übernehmen: Für euch beide!


Vielleicht hast auch du für einen kurzen Moment diese Leichtigkeit gespürt?

Ja, es wird leichter, Schritt für Schritt. Du musst nur eine verbindliche Entscheidung treffen und diese nicht mehr in Frage stellen – und tief im Herzen tust du das auch nicht. Die Gewohnheit und Angst wird sich noch einschleichen, aber je achtsamer und klarer du handelst und dir deine guten Gründen immer wieder vor Augen führst, umso selbstverständlicher und leichter wird es dir fallen, deinen Weg zu gehen: zurück ins wahrhaftige Leben. Und irgendwann sagst du dir: „Wäre ich doch früher los gegangen...“
Aber hey: du bist doch eben losgegangen und das ist großartig! Jetzt heißt es weitergehen, immer weiter. Du weißt es heute besser, denn die alten Glaubenssätze hast du korrigiert. Diese kannst du ebenfalls als gute Beweggründe mit auf deine Liste schreiben. Sie werden dir helfen, deine Ängste zu überwinden und damit auch die Essstörung.

Ich glaube an das Leben.
Ich will gesund werden.
Ich will mich mit gesunden Augen sehen.
Ich will zunehmen – ja, ich will zunehmen!
Ich bin frei.
Ich darf.
Ich vertraue mir.

„Inneres Kind – du brauchst keine Angst mehr zu haben, ich bin für dich da, ich bin für uns da, 
ich übernehme Lebensverantwortung und hole uns zurück ins Leben.“

 
 
 
 
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