„Perfektionismus stellt einen Persönlichkeitsstil dar, der das Streben nach Fehlerlosigkeit, das Setzen hoher Standards und eine sehr kritische Bewertung eigenen Verhaltens beinhaltet.“ (vgl. Technische Universität Chemnitz, Tutorium VO Trends in der Persönlichkeitsforschung, 11. Sitzung, 05.02.2014)
Perfektionismus korreliert mit hoher Leistung und Gewissenhaftigkeit, während perfektionistische Besorgnis Zusammenhänge zu Neurotizismus und diversen klinischen Störungen zeigt. Negative Auswirkungen perfektionistischer Besorgnis können höheres Stresserleben und darauffolgende psychische Störungen, wie Erschöpfungsdepression oder Angst sein.
Wohingegen sich positive Wirkungen von perfektionistischem Streben in besseren Coping-Strategien, mehr beruflichen Erfolgen und positiven, zwischenmenschlichen Beziehungen zeigen. (vgl. ebd.)
Wir versuchen allen Anforderungen und Ansprüchen (den inneren und äußeren) gerecht zu werden und dabei geben wir MINDESTENS 100 Prozent. Dessen sind wir uns aber nicht bewusst bzw. unsere Leistung können wir nicht anerkennen, weil es für uns nie gut genug sein kann.
Die dem Perfektionismus geschuldete Grenzverschiebung ist nicht aufhaltbar und damit drängen wir uns immer weiter ins ungesunde Abseits. Perfektionismus ist der Drang zum Extremen, um Kritiker und Zweifler eines Besseren zu belehren.
Aber wem müssen wir etwas beweisen? Niemanden.
Wer ist schon Fehler- und Makellos? Niemand.
Deswegen ist Perfektionismus ein unmenschliches Ideal.
Für uns Menschen aber bleibt der Perfektionismus die Stimme unseres inneren Kritikers – weniger beurteilend, vorwiegend verurteilend. Wir sehen uns gezwungen, jene Kritik von uns zu weisen. Doch hinter dieser Rechtfertigung liegt nur ein innerer Mangel, den wir zu kompensieren versuchen – und das nicht selten auf ungesunde Art und Weise und vor allem oberflächlich.
Zielführender und befreiender wäre es, würden wir lernen, unseren eigenen Bedürfnissen gerecht zu werden und nicht einem „Soll“ zu entsprechen.
Erlaube Dir also, zu sein und höre auf, dich nur zu verhalten.
Sei dir deiner sicher und habe keine Angst, zu versagen.
Du bist geliebt, auch wenn du andere Erfahrungen gemacht hast.
Du musst es nicht kontrollieren, sondern deine gesunde Mitte stellt sich im Vertrauen ein.
Was sagt dein Gefühl? Mach dein schlechtes Gewissen nicht von einem ungesunden Maß abhängig. Das schlechte Gewissen kannst du dann haben, wenn du deinem inneren Kind, deinem Körper ähnlich weh tust, wie vielleicht so manche Erfahrungen aus der Kindheit und Schulzeit.
Nimm dein inneres Kind also in den Arm und sei der- bzw. diejenige, die es heute besser weiß und besser macht. Und mit „besser“ ist auch die Einsicht für „gut genug“ gemeint – denn das bist du immerzu. Akzeptiere und WERTschätze, wer du bist und was das Leben dir bereithält.